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Inhaltsverzeichnis

Die Comics gibt es nur in der Taschenbuchausgabe

   Inhalt

1.1 Meins, deins, unseres

Lesedauer: 5 Minuten

Meins, Deins, Unseres

Einfach leicht frei sein ist das Motto von Seelenweite. Dabei steht die Einfachheit und Leichtigkeit bewusst zuerst. Spiritualität (auch im religiösen Sinne) wird von den meisten Menschen mit viel Aufwand oder vielen Tätigkeiten verbunden. Persönlichkeitsentwicklung ist eine davon. Persona bedeutet zu deutsch Maske und ist der Ursprung des Wortes Persönlichkeit. Eine Entwicklung der vielen Masken, die du in deinem Leben trägst, hört sich jedoch nicht nach einem Ziel an, das es zu verfolgen lohnt. Vielmehr solltest du lieber alle deine Masken fallen lassen und dein wundervolles Antlitz zeigen, welches dir vom Leben geschenkt wurde. Andere Menschen wollen erwachen, sich dann entwickeln und erleuchtet werden. Sie denken, dass sie durch Übungen, Meditation, Visualisierung und Mantren oder Affirmationen ihre Entwicklung steuern können, sobald sie erwacht sind und über eine neue Art des Bewusstseins verfügen. Das Ziel ist die Erleuchtung, von der Buddha gesagt hat, dass sie die Abwesenheit allen Leids sei. 

Ein berühmter, deutscher, spiritueller Mentor soll geäußert haben: »Du kannst auch trotz 40 Jahren der Meditation erleuchtet werden.«

»Erleuchtet sein ist nicht schwer, wieder entleuchtet zu werden, dagegen sehr«, sagte einmal mein Bruder Michael zu mir. 

»So toll ist der Zustand gar nicht. Und als ich glaubte, das sei das Ende meiner Entwicklung, täuschte ich mich«, sage ich.

Viele religiöse Menschen probieren es mit Frömmigkeit, Gebeten, Selbstkasteiung (Selbstbestrafung und Selbsthass für begangene Sünden) und schreiten mit hängendem Kopf und schlechtem Gewissen durch ihr Leben. Manche Menschen unternehmen im Namen ihrer Religion die denkbar schlimmsten Handlungen und schaden damit nicht nur sich, sondern vor allem auch Anderen.

Es gibt ebenso viele Beispiele, wie spirituelle Menschen, was du tun solltest, um deine absolute Glückseligkeit zu erlangen. 

In der Spiritualität findet man allenthalben dogmatische Gruppen, die behaupten, den einzigen Weg zum wahren Lebensziel zu besitzen. Dieses Ziel definieren sie dann ausschließlich selbst. Es hat nichts mit dem zu tun, wie das Universum wirklich funktioniert. Meistens geht es um Erlösung oder die ewige Glückseligkeit und wie du sie ausschließlich auf dem von ihnen aufgezeigten Weg erreichen kannst.

Nach all meiner Entwicklungsarbeit in religiösem und dann verschiedenen spirituellen Bereichen habe ich festgestellt, dass es mir lediglich darum geht, mich zu entwickeln. Entwicklung ist die einzige Konstante, die alles im Universum betrifft. Alles und jedes widmet sich dem Wachstum und dem Fortschritt. Das sind die beiden Anteile der Entwicklung. Stillstand (Stagnation) oder Rückgang (Regression) fehlen im Plan des Lebens. Entwicklung findet niemals ein Ende. Selbst eine für uns offensichtliche Zerstörung (z.B. Zerfall, Degeneration, Altern, Tod) birgt nur eine Umwandlung der Energie und Materie in sich. Die Zerstörung ist die Grundlage für die Geburt von etwas Neuem. Sie liefert den Raum und Nährboden, auf dem eine Weiterentwicklung in eine andere Form stattfinden kann. Entwicklung geschieht automatisch. Dafür braucht niemand etwas zu tun.

Im Gegenteil, sobald du dich gegen Entwicklungen stellst und deinen Status quo (derzeitiger Zustand deines Lebens) erhalten willst, verpasst du eine Riesenchance. Du nutzt deine Energie, um einen Punkt deines Lebens zu verteidigen, der dir gerade gut gefällt oder den du zumindest gewohnt bist. Diese Energie könntest du viel besser dafür nutzen, die Wandlungen in deinem Sinne zu formen und mitzugestalten. Die meisten Menschen erarbeiten sich einen Zustand und wollen diesen ewig erhalten. Das ist unmöglich. Das Leben fließt und alles Sein fließt. Willst du der Stein sein, der sich dem Fluss verweigert, wirst du unvermeidlich abgetragen. Bei der rasenden Geschwindigkeit und der Stärke, welche die Entwicklung an den Tag legt, ist von dir als Stein bald nichts mehr übrig. Begibst du dich dagegen in den Fluss und lässt dich treiben, verlierst du keine Energie und kannst mit Händen und Füßen in die Richtung steuern, die dir als gut für dich erscheint.

An den meisten Tagen meines Lebens komme ich mir wie ein Steuermann am Ruder meiner winzigen Schaluppe auf offenem, sturmgeplagten Meer vor. Ich stemme mich in die Riemen und versuche, gegen das Chaos und den drohenden Untergang anzukämpfen. Ich befinde mich stetig in Angst und Schrecken vor allem, das um mich herum geschieht. Durch beides lasse ich mich manipulieren, bis mein Kern und Wesen kaum noch erkennbar ist. Ich hoffe, durch meine Aktionen einen sicheren Strand erreichen zu können, der mir nicht nur Schutz, sondern auch Sonnenschein und gute Laune bis zum Ende meiner Existenz bietet. Ewiges Wohlbefinden und die Erfüllung aller Träume scheint stets in erreichbarer Nähe und doch so fern. Der Weg ist nicht erkennbar, vor lauter turmhoher Wellen und durch Blitze zerrissene Dunkelheit.

So war ich die meiste Zeit meines Lebens unterwegs. Ständig auf der Suche nach Erleuchtung, Erlösung, Elysium (das bedeutet vollkommenes Glück) und dem Sinn des Lebens.

Da wir Menschen Leidvermeidungsgeschöpfe sind, versuchen wir dem Leid zu entgehen und einen leidfreien Zustand zu erreichen, der ewig andauert. Und da wir ebenso Bewegungstiere sind, denken wir, dass wir diesen Zustand durch immerwährende Bemühungen und Aktionen erreichen können. Je mehr uns diese Mühen kosten, desto mehr genießen wir die Momente der Ruhe und des Glücks. Je mehr wir uns für das Elysium abrackern, desto höher steigt sein scheinbarer Wert.

Eine – ich nenne sie liebevoll einmal – Marotte aller mir bekannten Spirituellen besteht darin, bewusst leben zu wollen und das anzustreben, was sie als MEINS erkannt haben wollen. Jenseits eines bestimmten Seinszustands, den die meisten als Erleuchtung definieren, haben sie leider keine Ahnung, was denn dieses MEINS ist.

Was ist denn DEINS? Wie sieht deine Wahrheit aus, was sind deine Ziele? Und sobald du mir dies beantworten kannst, frage ich dich: Was war denn vor 5 und 10 und 20 Jahren DEINS und wie sahen da deine Wahrheit und Ziele aus? Was wird in 10 Jahren DEINS sein?

Eines der Geheimnisse des Universums, das ich erfahren durfte, besteht darin, dass wir nicht die geringste Ahnung oder den leisesten Verdacht haben, wie alles funktioniert und was DEINS, MEINS und UNSERES überhaupt ist. Seitdem ich meine jetzige Form des Seins erreicht habe, stelle ich fest, dass ich nun noch viel weniger Ahnung habe, was MEINS ist und wie ich es erreiche. Dafür weiß ich nun ganz genau, was meiner Seele entspricht und was ihr wichtig ist. Wie ich an den Punkt gelangen soll, an dem sie sich bereits seit dem Beginn der Zeit befindet, ist mir rätselhaft. Doch nähere ich mich ihr, solange ich einfach dem Weg folge, den sie mir offenbart und der mir entspricht.

In Gesprächen mit Menschen, die bereits seit Jahren und Jahrzehnten, in diesem Zustand leben, erfuhr ich, dass es ihnen ebenso ergeht. Sie haben keine Ahnung, was sie tun und wo die Reise hingeht. Sie folgen einfach ihren Seelenimpulsen. Seitdem hat sich alles besser für sie entwickelt, als sie es sich erträumen konnten. Und trotzdem sind wir (ist unser Sein) nicht dauerhaft in endloser Glückseligkeit verblieben. Wir erleben genau solche Höhen und Tiefen, wie alle anderen Liebewesen. Wir gehen lediglich anders damit um. Die meisten Menschen in diesem Zustand schweigen in der Öffentlichkeit dazu, da sie sich nicht dazu berufen fühlen oder Neid, Anfeindungen und Eifersucht befürchten. Einige versuchen, dem Rest der Menschheit zu erklären, wie sie dorthin gelangt sind. Leider neigen wir Menschen dazu, diese Worte zu nehmen, in absolute Gesetze zu verwandeln, einen Kult drum herum zu bilden und deren Sprecher*in in eine*n Guru*, Mentor*in, Gesandt*in, Prophet*in oder sonst eine Kunstfigur zu verwandeln, anstatt die Beschreibungen einfach als Wegweiser für unseren eigenen Weg der Entwicklung zu nutzen.

Entwicklung bedeutet übrigens wortwörtlich, etwas Eingewickeltes von der Verwicklung befreien, damit es wieder in den ursprünglichen Seinszustand gelangt. Wir folgen im Grunde genommen alle dem Weg zum absoluten Seelenleben. Wir möchten so werden, wie unsere Seele es bereits seit Anbeginn der Zeit in ihrer Vollkommenheit ist. Auf dem Weg dorthin erleben (um nicht erarbeiten zu sagen) wir uns alles, was denkbar und möglich ist.