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Die Comics gibt es nur in der Taschenbuchausgabe

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1.12 Treibgut und Gummiboot

Lesedauer: 7 Minuten

Warst du schon einmal angeln? Hast du Angler beobachtet? Sicherlich schon. Wie viele davon trampeln im Fluss oder Bach herum und versuchen mit bloßer Hand mit vollem Kraft- und Energieaufwand einen Fisch zu fangen? Wie viele schaffen das auf diese Weise? Kaum jemand. Bei solchem Lärm und solcher Unruhe fliehen alle Fische, bevor der Fischfänger seinen dritten Schritt ins Wasser getan hat. Ein richtiger Angler überlegt, welchen Fisch er fangen will und welchen Köder er dafür benötigt. Dann sucht er das passende Gewässer heraus, in dem der Fisch überhaupt vorkommt und die beste Zeit, an dem die Fische am aktivsten sind. Anschließend packt er alles Nötige, um eine schöne Zeit zu verbringen und möglichst viele Fische zu fangen. Wenn er vor Ort ist, setzt er sich an den Rand des Gewässers, packt die Rute aus, wählt den richtigen Haken und Köder aus und wirft dann die Angel aus. Manche Angler versuchen noch durch bestimmte Bewegungen der Leine und des Köders, mehr Fische anzulocken. 

Bei Sportfischern, die immer entlang des Flusses auf Achse sind und nicht herumsitzen, geht es vorrangig um die Bewegung und nur im zweiten Schritt darum, Fische zu fangen.

Der klassische Angler macht es sich nun mit seinem Proviant und Buch oder leiser Musik gemütlich, spricht mit anderen Anglern und lässt die Zeit vergehen, bis ein Fisch anbeißt. 

Als Kind war ich oft mit einem Onkel an einem Fischteich angeln. Wenn viele Fische nacheinander anbissen, beschwerte er sich darüber, dass er gar keine Ruhe finden konnte und immerzu am Ziehen und Kurbeln war. Sein Anliegen war die Flucht aus dem Alltag und dem Stress, nicht so sehr die leckeren Barsche und Forellen, die es dann mittags vom Grill oder aus dem Backofen gab. Der Angler wendet kaum eine Mühe auf, zu seinem Ziel zu gelangen. Er wartet ab, was das Leben und der Fluss oder See ihm bringen. Alles andere wäre sinnlos. Und genau diese Verhaltensweise ist mit Lass alles im Sein gemeint. Warte ab, das Leben bringt dir die Dinge, die zu dir gehören. Wähle mit Bedacht und am Besten in Abstimmung mit deiner Seele aus, wohin du dich begibst und was du mitnimmst, um das zu bekommen, das dir entspricht. Alles, für das du schon im Vorfeld unglaublichen Aufwand oder Mühen treiben musst, ist nicht deins, auch wenn dein Verstand es gerne so hätte. Das bedeutet nicht, dass alles vorherbestimmt ist, was dir im Leben widerfährt. Es kommt darauf an, wie nahe du dem kommst, was deine Seele will. 

Da du zu 100% deine Seele bist, also auch dein Verstand deine Seele ist, ist alles, was du tust dein Seelenwillen. Deine Seele will nämlich alles erleben, das es zu erleben gibt. Dazu gehören auch die Irrungen und Wirrungen, die dein Verstand und deine Gefühle verursachen auf deinem Weg zur vollen Seelenverbindung. Du darfst zunächst einmal herausfinden, was du nicht willst oder was nicht deins ist, bis du genau weißt, was du willst und was deins ist. Anders herum geht es kaum. Zu viele Möglichkeiten existieren, die nicht zu dir passen, als dass du auf Anhieb das Richtige finden könntest. Außer du bist von Anfang an vollständig im Hier-und-Jetzt und voll mit deiner Seele im Einklang. Das ist selbst heutzutage noch sehr selten. Herausragende Lehrer wie Buddha Gautama, Mahatma Gandhi und Jesus kamen auch nicht so auf die Welt. Sie brauchten Jahre der Entwicklung, also des Auflösens ihrer Irrwege und von anderen verursachten Verwicklungen.

Alles im Sein lassen ist die Umschreibung für bewusste Akzeptanz aller Umstände, die gerade in deinem Leben sind. Dann entscheidest du dich, in welche Richtung du gehst. Daraufhin folgt das ›Mach es einfach!‹ Wobei hier der Fokus auf der Einfachheit liegt, denn alles ist leicht, wenn es einfach bleibt und nicht verkompliziert wird. Alles bleibt leicht, wenn du Schritt für Schritt gehst. Genau dann reduziert sich das Risiko, etwas Neues zu wagen und selbst der größte Sprung ins kalte Wasser stellt sich im Nachhinein nur als ein weiterer Schritt heraus. Tu alles so, als wäre es das Natürlichste der Welt, dann ist es das auch. Verrenke dich nicht, strenge dich nicht an. Handle nur dann, wenn du einen Seelenimpuls dazu bekommst. Ansonsten mach es dir gemütlich und warte einfach ab. Kümmere dich um dich, um deinen Körper und deinen Geist. Säubere Verstand und Gefühle und weise sie auf ihre angestammten Plätze. Gefühle können auch nur als leise Untermalung deines Lebens fungieren und haben dann keine Macht über dich. Genauso kann sich dein Verstand einfach nur um das alltägliche Tun und die logische Anwendung von Wissen kümmern, so wie es immer geplant war. So stehen dir beide nicht im Weg und du hörst und fühlst den Seelenimpuls viel stärker. Sobald du ihn bemerkst, weißt du, wovon ich spreche.

Wenn der Verstand und die Gefühle schweigen, spricht die Seele laut.

 Ein kurzer Hinweis: Dein Verstand und auch deine Gefühle werden verrückt spielen, sobald du versuchst, sie von ihren Vorreiterrollen zu bloßen Statisten zu degradieren. Gerade dein Verstand wird dich mit Zweifeln übersäen, ob alles sinnvoll und nicht doch esoterische Spinnerei ist. Er wird sich auf einen Kampf auf Leben und Tod mit dir einrichten und dazu dein Gefühlschaos mit einbeziehen. Er wird allen Verstand, der um dich herum befindlichen Menschen mit einbeziehen, damit sie dich wieder auf Spur bringen. Er wird deine Einsichten und neuen Erfahrungen negativ darstellen und dir ausreden wollen. Er wird jede Hilfe, die dir geschickt wird, ablehnen und sogar von sich weisen oder vergraulen. Hat all dies keinen Erfolg, versucht er dir vorzugaukeln, er würde nur noch seinen Job als logische Recheneinheit tun. Hinterrücks manipuliert er dich, indem er dafür sorgt, dass du zurück in deine alten Gewohnheiten fällst. Damit du irgendwann einsiehst, dass aller Widerstand nichts nützt und er doch eben der König in deinem Hirn ist. Das beste Mittel dafür ist dasselbe, wie immer: Lass es einfach sein. Sei darauf vorbereitet und geh gar nicht auf ihn ein. Mach dein Ding und finde heraus, was du wirklich willst. Auf dem Weg beruhigt er sich schon und gibt ganz von selbst auf. Du kannst seine Finten ganz einfach daran erkennen, dass er ausschließlich mit Ängsten, Zweifeln und Bedenken arbeitet. Wisch sie weg und schau, was dann passiert.

Gibst du dich dem Kampf hin und willst den Verstand unbedingt besiegen, dann wehrt er sich umso mehr, da er sein Leben stärker bedroht sieht. Bringe ihm einfach Gelassenheit entgegen. Jedes Erfolgserlebnis, das ihn Lügen straft, hältst du ihm unter die Nase. Lebe ihm vor, dass du deine Ziele mit Leichtigkeit erreichst, trotz aller Zweifel und Ängste, die er hegt. Sei entspannt und tu Schritt für Schritt ganz einfach, was dir entspricht.

Beginne am besten damit, indem du Wahrnehmung und Bewertung eine Zehntelsekunde voneinander trennst. Schau genau hin, hör genau hin, schmecke und rieche genau hin, fühle genau hin (mit den Händen und der Haut) und nimm ganz und gar wahr, was gerade geschieht und welche Sinneseindrücke zu dir gelangen. Dann mach eine Pause und atme durch. Anschließend kannst du dir überlegen, was du wahrgenommen hast und es bewerten. Allein diese kurze Unterbrechung durch einen Atemzug verschafft dir einen ungeheuren Vorteil. Die Abstände zwischen Wahrnehmung und Bewertung werden immer größer, je öfter du es tust. Dann hast du eine gute Grundlage für das Gleichgewicht zwischen Körper, Verstand und Seele geschaffen. Das ist wirklich sinnvoll, im Gegensatz zu dem ganzen Mindset-Getue.

Du bist verwirrt, dass in der Überschrift Treibholz und ein Gummiboot stehen und sie in diesem Kapitel nicht vorkommen? Ich bin über sowas schon lange nicht mehr erstaunt. Sowas macht die Seele. Mein Kopf wollte das alte Beispiel mit dem Mann am Ufer eines Flusses, dem Gummiboot und dem Treibgut erzählen, aber das ist zu unrealistisch. Damit dein Verstand nun nicht ganz die Grätsche macht, kommt es hier noch kurz.

Ein Mann steht am Ufer seines Lebensflusses. Auf diesem Fluss schwimmt in unregelmäßigen Abständen immer wieder Treibgut vorbei. Da sieht der Mann ein riesiges Fass jenseits der Mitte des Flusses heran schwimmen. Ein so großes Fass hat bestimmt einen wertvollen Inhalt, denkt er bei sich. Es treibt ganz langsam, also überlegt der Mann sich ein Gummiboot zu organisieren. Kurzerhand fährt er ins nächste Dorf und kauft sich eins. Zurück am Ufer stellt er fest, dass das Fass doch vorüber getrieben ist. Da er nun aber schon mal ein Gummiboot gekauft hat, sucht er sich das schönste Treibgut auf der anderen Flusshälfte aus. Er paddelt durch die Strömung und holt es in sein Boot, Stück für Stück. Jedes Mal, wenn er ein Teil einsammelt, ist er enttäuscht, da es nicht zu ihm passt.

Eines Tages kommt jedoch wieder ein riesiges Fass herangeschwommen. Jetzt ist die Chance da. Er nimmt sein Gummiboot und rudert zu dem Fass. Er kann es natürlich nicht ins Boot laden, also vertäut er es an der Reling des Boots, die ebenfalls nur aus einem Tau besteht. Er müht sich nach allen Kräften ab, das riesige Fass an sein Ufer zu bekommen. Da es jedoch voll beladen und viel zu schwer ist, treibt er immer weiter von seiner Stelle am Fluss ab. Schließlich erreicht er einige Stromschnellen und die wilden Bewegungen des Fasses zerreißen das Seil der Reling. Das Fass schwimmt weg, das Gummiboot stößt unkontrolliert und mit voller Wucht gegen einen spitzen Felsen. Es sinkt schneller, als der Mann etwas unternehmen kann. Nass und missmutig stapft er wieder flussaufwärts zu seinem angestammten Platz. Dort muss er sich nun damit begnügen, die kleinen Kistchen und Fässchen auf seiner Seite herauszufischen. Mit der Zeit stellt er jedoch überrascht fest, dass die Kisten nur Dinge enthalten, die er sich schon immer gewünscht hatte, egal wie klein sie waren. Der Fluss versorgte ihn mit allem, was er wirklich brauchte. Ein Gummiboot war nicht darunter.

Hier ist für mich das Thema Verstand und Gefühle abgehakt. Falls du mehr Informationen und persönliche Unterstützung benötigst, dann wende dich vertrauensvoll an mich und mein Team.