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- 3.1 Die Attraktion

Im dritten Teil wollen wir unseren Körper, den Verstand und die Seele erst einmal beiseitelassen.
Hier geht es mir viel mehr darum, die Gestaltung des eigenen Lebens zu besprechen. Für viele Menschen ist dies der wichtigste Teil. Vor allem religiöse Menschen leben in dem Glauben, dass eine höhere Macht sie leitet und ihre Handlungen bestimmt. Sie gehen davon aus, dass alles vorherbestimmt ist und dass sie in ihrem eigenen Leben nur einen kleinen Handlungsspielraum hätten. Viele Atheisten und Agnostiker können dagegen die Vorstellung nicht ertragen, Spielball höherer Mächte zu sein und dabei selbst kaum Einfluss auf ihr Leben zu besitzen. Sie versuchen mit allen Mitteln, ihr Leben selbst zu steuern, kennen aber die Mechaniken des freien Willens nicht. Andere Menschen ergeben sich einfach ihrem Schicksal, da sie der Meinung sind, nichts selbst gestalten zu können, als ihr Konsumverhalten und eine beschränkte Auswahl an Tätigkeiten in der Freizeit. Sie denken, sie seien den äußeren Umständen vollkommen unterworfen.
Vor allem Menschen, die unbewusst handeln oder sich vor unbequemen Entscheidungen und Handlungen scheuen, erfahren immer wieder, dass ihnen die Entscheidungen von anderen Menschen abgenommen werden. Ihre Eltern beeinflussen sie bei der Berufswahl, die Regierung schränkt sie mit Gesetzen ein, die Gesellschaft und ihre Nachbarschaft – ja sogar die eigene Familie – bestimmen den Handlungsspielraum, der ihnen verbleibt. Das ist natürlich nur ihre persönliche Erfahrungs- und Sichtweise. Sie kommen gar nicht auf die Idee, dass sie jederzeit selbstbestimmt entscheiden und handeln können. Sie nehmen nur die Einschränkungen wahr und das, was von ihnen erwartet wird. In mir ist ein Wesenszug verankert, dank dessen ich die Erwartungshaltung von Menschen mir gegenüber enttäusche. Oft unterbewusst, entscheide und handle ich entgegen ihrer Vorstellung, wie ich mich verhalten sollte. Stattdessen handle ich so, wie es mir wirklich entspricht. Seit etlichen Jahren tue ich nur noch das, wozu ich freiwillig bereit bin und nicht das, was von mir erwartet wird. Ich achte dabei nicht darauf, welche Folgen das in Bezug auf den Menschen mit Erwartungen hat, sondern lieber darauf, dass meine Handlungen und Entscheidungen zum Wohle aller Beteiligten ausfallen. Dabei schließe ich mich selbst ein. Das vergessen viele Menschen. Vielleicht machst du auch des Öfteren Kompromisse die hauptsächlich darauf abzielen, die Erwartungen anderer Menschen an dich zu erfüllen. Oft vielleicht nur, damit keine Nachteile für dich entstehen. In einigen Bereichen geht es auch nicht anders, wenn die Konsequenzen für dich oder den anderen untragbar wären, wenn zum Beispiel Leben auf dem Spiel stehen.
Bewusst lebende (esoterisch-spirituell: erwachte) Menschen wissen, dass sie ihr Leben selbstbestimmt führen können. Sie suchen nach einem Weg, das Beste für ihre wahren Bedürfnisse herauszuholen. Sind sie nicht eigensüchtig gepolt, dann achten sie dabei auch auf das Wohlbefinden aller anderen Menschen und Lebewesen.
Sie suchen sich Ziele aus, denen sie entgegenstreben. Wieder einmal Ziele. Zum Beispiel wollen sie erfahren, wie es ist reich oder berühmt zu sein. Oder sie wollen für andere hilfreich sein und zum Wohle anderer leben und ihnen auf ihrem Weg helfen. Sie wollen einen Einfluss ausüben – womöglich über viele Menschen – und ihnen einen Weg aufzeigen, so zu werden wie sie selbst. Vielleicht wollen sie auch dauerhaft reisen oder nur noch die Arbeiten verrichten, die ihnen Freude bereiten. Manche wollen alles davon. Daran ist nichts falsch. Die Ziele der bewusst lebenden Menschen unterscheiden sich nicht besonders von den Zielen aller anderen Menschen. Sicherheit, Wohlstand, Mangelfreiheit, Freiheit, Selbstbestimmung und Freizügigkeit sind die wohl am meisten genannten Oberbegriffe.
Es ist die Art, wie diese Menschen versuchen, die von ihnen angestrebten Ziele zu verwirklichen. Seit der New-Age-Bewegung Ende der 1970er Jahre und besonders seit den 1990ern haben sich dabei Prinzipien der Spiritualität mit den Prinzipien erfolgreicher Geschäftsleute und wissenschaftlich-physikalischen Erkenntnissen vermischt. Das Gesetz der Anziehung wird um unternehmerische Methoden und physikalische Energiesätze ergänzt. Dieses Gesetz soll bereits seit Jahrtausenden bekannt sein.
Ich habe von den Smaragdtafeln des Hermes Trismegistos gelesen, die die hermetischen Gesetze enthalten sollen. Diese sieben Gesetze werden im Kybalion, einem modernen, esoterischen Buch erläutert. Der Verfasser Hermes Trismegistos wird der griechischen Mythologie zugeordnet und soll vom ägyptischen Gott Thot abgeleitet sein. Diese Gesetze sind also schon sehr alt.
Die sieben Gesetze beschreiben die Funktion des Universums.
Aus Wikipedia sinngemäß zitiert:
Das Prinzip der Geistigkeit: »Das All ist Geist; das Universum ist geistig.«
Das Prinzip der Analogie (Entsprechung): »Wie oben, so unten; wie innen, so außen; wie der Geist, so der Körper«.
Das Prinzip der Schwingung: »Nichts ruht; alles ist in Bewegung; alles schwingt.«
Das Prinzip der Polarität: »Alles ist zweifach, alles ist polar; alles hat seine zwei Gegensätze; Gleich und Ungleich ist dasselbe. Gegensätze sind ihrer Natur nach identisch, nur in ihrer Ausprägung verschieden; Extreme begegnen einander; alle Wahrheiten sind nur Halb-(Teil-)Wahrheiten; alle Paradoxa können in Übereinstimmung gebracht werden.«
Das Prinzip des Rhythmus: »Alles fließt – aus und ein; alles hat seine Gezeiten; alles hebt sich und fällt, der Schwung des Pendels äußert sich in allem; der Ausschlag des Pendels nach rechts ist das Maß für den Ausschlag nach links; Rhythmus gleicht aus.«
Das Prinzip der Kausalität (Ursache und Wirkung): »Jede Ursache hat ihre Wirkung; jedes Phänomen hat seine Ursache; alles geschieht gesetzmäßig; Zufall ist nur ein Begriff für ein unerkanntes Gesetz; es gibt viele Ebenen von Ursachen, aber nichts entgeht dem Gesetz.«
Das Prinzip des Geschlechts: »Geschlecht ist in allem; alles trägt sein männliches und sein weibliches Prinzip in sich; Geschlecht offenbart sich auf allen Ebenen.«
Diese Gesetze haben sowohl die moderne Esoterik, als auch die modernen Mystiker beeinflusst und fließen immer mehr in die kirchenfreie und dogmenfreie Spiritualität ein.
Die Gesetze noch einmal verständlich zusammengefasst:
Alles besteht aus Energie (das moderne Wort für Geist), die sich stetig in einer gesetzmäßigen Bewegung zwischen Wachstum und Rückgang befindet. Alles hat zwei Seiten und beide Seiten sind gleichermaßen gültig. Jedes scheinbar Widersprüchliche kann in einem größeren Rahmen in Übereinstimmung gebracht werden. Alles hat einen männlichen und einen weiblichen Anteil. Alles ist und funktioniert gleich, im Kleinsten, wie im größten Teil, innen wie außen.
Auch das Gesetz der Anziehung bewegt sich innerhalb dieser Grenzen. Es besagt, dass jedes Liebewesen das anzieht, was es aussendet. Oder anders formuliert: Wohin du deine Energie und Aufmerksamkeit richtest, das ziehst du an.
Ein anderer Leitspruch in dem Zusammenhang der Schöpfung und Anziehung lautet: Deine Gedanken werden Worte, die deine Handlungen bestimmen und somit deine Realität erzeugen.
In den letzten Jahren habe ich mich. ausgiebig mit dem Thema beschäftigt und etliche Bücher, Podcasts, Videos und Interviews von und mit Menschen studiert, die nach ihrer eigenen Aussage nach dem Gesetz der Anziehung leben. Ich habe mit etlichen Menschen über das Thema gesprochen und mir ihre Meinungen und Erfahrungen angehört.
Dabei bin ich auf formelhafte Überlieferungen und Rituale gestoßen, habe sie ausprobiert und festgestellt, dass sie für mich nicht funktionieren. Oft ging es darum, sich Ziele zu stecken und diese zu visualisieren. Nach dem Motto: Wenn du nur fest genug daran glaubst, dann wird es Wirklichkeit. Allerdings wird der kleinste Zweifel die Erfüllung deines Wunsches zerstören. Es gibt unzählige Hilfsmittel, die von Coaches und Trainern gerne »Tools« genannt werden. Fokussierhilfen, Konzentrationsübungen, Vision- und Moodboards (die stammen aus der Kreativbranche und helfen Werbefachleuten, Künstlern und Designern dabei, ihre Ideen festzuhalten und zu strukturieren), geleitete Meditationen, die Blockaden auflösen. Diese Blockaden halten dich davon ab, dass du richtig visualisieren und das von dir Gewünschte anziehen kannst. Auch schädliche Mindsets (Glaubenssätze) stehen zwischen dir und deinem Ziel. Die müssen wieder einzeln umprogrammiert werden. Dann musst du alles Mögliche loslassen, damit du Erfolg haben kannst.
Du siehst, auch hier herrscht die Vorstellung, dass du viel leisten und tun musst, um etwas zu erreichen.
Je mehr ich mich mit der Materie beschäftigte, desto frustrierter wurde ich. Ich kam meinen Zielen nicht einen Schritt näher, obwohl ich ungeheuer viel Energie in sie setzte. Ich wurde kein reicher, berühmter und einflussreicher Schriftsteller, der einen Bestseller nach dem anderen schrieb. So sehr ich mich anstrengte, kam ich nicht einen Zentimeter voran. Jemand erklärte mir, dass ich zwar viel Energie auf mein Ziel richten solle, allerdings komplett entspannt und voller Freude. Also entspannte ich mich und tat alles wie vorher nur diesmal mit Freude. Auch das klappte nicht. Wohlgemerkt verbuchte ich einige kleinere Erfolge. Ich bekam etwas Geld, als ich mir etwas wünschte, das ich mir nicht leisten konnte und zudem kam mir der Verkäufer im Preis soweit entgegen, dass ich die Anschaffung doch tätigen konnte. Oder ich ließ mich auf eine Unternehmung ein, deren Ausgang ungewiss war und erlebte, dass sie zu meinem Besten ausging, wo andere auf die Nase fielen. Brauchte ich Hilfe und Unterstützung, lernte ich jemanden kennen, der mir diese zuteil werden ließ. Aber das große Ziel blieb in weiter Ferne. Dabei sagt jeder, der sich mit dem Gesetz der Anziehung und dieser Art der Schöpferkraft auskannte, dass man groß denken solle, um auch großartige Ergebnisse zu erreichen. Die Prinzipien des groß Denkens und des Fokussierens sind Prinzipien des Unternehmertums. Sie haben rein gar nichts mit dem ursprünglichen Gedanken der spirituellen Führung des eigenen Lebens zu tun.
Nachdem ich wirklich alles ausprobiert hatte, fiel mir Neal Donald Walshs Buch über das Gesetz der Anziehung in die Hände: »Glücklicher als Gott«.
Zunächst war ich enttäuscht, da er dem Thema nichts für mich Neues hinzuzufügen hatte. Bis ich an die Stelle gelangte, an der er die Dualität in den Ring schickte. »Sei darauf vorbereitet, dass dich das genaue Gegenteil von dem ereilt, das du dir wünschst. Und das meistens zuerst.« Sinngemäß und mit mehr Worten stand es so in seinem Buch. Wollte ich also reich werden, dann würde ich zuerst Armut erfahren. Na damit hatte ich ja schon ein wenig Erfahrung gesammelt, als ich mich hoch verschuldet und an mein absolutes Kreditlimit begeben hatte. In meiner Familie war die Angst vor Armut allgegenwärtig. Nie war wirklich genug da und immer waren wir von der Verarmung unmittelbar bedroht. In Wirklichkeit schaute es ganz anders aus. Eigentlich war immer genug von allem für jeden da. In meinem Erwachsenenleben hatte ich Zeiten erlebt, in denen ich im Überfluss leben und auf kleinem Niveau absolut sorglos agieren konnte. Genauso gab es Zeiten, in denen ich jeden Cent zweimal umdrehen musste, bevor ich ihn ausgab. Das sollte sich ein für alle Mal ändern. Irgendwann nahm ich mir vor, dass ich ab diesem Zeitpunkt immer genügend Geld haben würde. Und so ist es auch gekommen. Ich bin weit weg von irgendeiner Art Wohlstand. Doch ich habe immer alles, was ich zum Leben benötige und was mir hilft, die Dinge zu tun, die ganz und gar mir entsprechen. Manchmal durfte ich das fehlende Geld durch einen Kredit überbrücken oder ein Gerät leasen. Doch immer kam das Geld wieder herein, ohne dass ich in Probleme geriet.
Diesen Zustand wollte und will ich noch verbessern. Mein Ziel ist es, so viel Reichtum zu erwerben, dass ich auch den Menschen um mich herum ein gutes Leben ermöglichen kann. Ich möchte Unternehmen aufbauen, die es vielen Menschen ermöglichen, ein gutes Leben zu führen und noch mehr Menschen Impulse gibt, ihr eigenes Leben auf ihre eigene Art zu verbessern.
Das ist ein ziemlich großes Ziel und wenn ich nun vorher die andere Seite der Medaille erfahren sollte, so war mir das zu jedem Zeitpunkt recht.
Durch das Buch »Glücklicher als Gott« hatte ich also anscheinend den letzten Baustein in der Hand, um ein wirklich gut funktionierendes System zu entwickeln, das todsicheren Erfolg in Sachen »Gesetz der Anziehung« bringen würde. Das dachte ich zumindest. Ich experimentierte noch zwei Jahre herum, trat jedoch weiter auf der Stelle. Bis das Leben oder viel mehr meine Seele mir einen ganz anderen Weg zeigte.