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Die Comics gibt es nur in der Taschenbuchausgabe

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5.9 Vertrau dich!

Lesedauer: 5 Minuten

Von diesem Urvertrauen liest und hört man ja dieser Tage überall. Was steckt eigentlich hinter diesem unscheinbaren und doch scheinbar so großen Wort? Was ist Urvertrauen genau?

Als Kind hast du es besessen. Zumindest die meiste Zeit über. Das felsenfeste Vertrauen, dass dir nichts Schlimmes geschehen kann. Das unumstößliche Vertrauen darauf, dass immer alles zu deinen Gunsten geschieht. Das unverrückbare Vertrauen, dass du unsterblich bist. Das zweifelsfreie Vertrauen, dass alle Menschen dich lieben, dich unterstützen und für dich da sind. Die absolute Liebe zu allem, das existiert, gehört ebenfalls dazu. Ebenso das Vertrauen, dass immer alles gut ist und auch das Schlechte vorübergeht und zum Guten dazugehört.

All das hattest du als Kind. Dann wurden dir unglaublich viele unnütze Dinge aufgebürdet und du wurdest immer wieder enttäuscht.

Wobei jedes Ereignis nur den Rahmen für deine Erlebniswelt steckt, die du bisher durchwandert hast – dein ureigener Vergnügungspark mit Achterbahn, Wasserrutsche, Gruselkabinett, fliegenden Minielefanten und singenden Clowns.

Wie die Liebe wird das Urvertrauen nur überdeckt. Es schlummert immer noch in dir. In einigen Situationen wirst du feststellen, dass du ein total unerklärliches Vertrauen auf den guten Ausgang eines negativen Ereignisses besitzt.  Bei mir war es immer das Geld und die Gewissheit, dass ich nie Hunger oder Durst leiden werde. Mir war zwischendurch komplett schleierhaft, woher ich diese Gewissheit nahm, wenn ich an mein Kreditlimit ging. Ich kaufte mir die Dinge, die ich zur Erledigung der mir entsprechenden Handlungen benötigte. Ich kaufte also im großen Stil ein und verschuldete mich. In kurzer Zeit waren schon die meisten Schulden abbezahlt.

Anders herum kam manchmal das Geld kurz, bevor ein Schaden auftrat und ich Geräte ersetzen musste oder größeren Schäden an meinem Haus durch Ausbesserung oder Austausch von Fenstern, Türen, Heizungsteilen usw. vorbeugen musste.

Im Großen und ganzen hatte ich nie viele Ersparnisse und habe sie auch nie benötigt, weil zur rechten Zeit immer genügend Geldmittel zur Verfügung standen.

Auch war mir immer bewusst, dass ich Zeit meines Lebens niemals wirklich allein sein würde. Mir standen stets verlässliche und liebe Menschen zur Seite, egal, in welcher Situation ich mich befand. Manchmal aus der Familie, andere Male Freund*innen oder Kolleg*innen. Wenn ich wirklich jemanden brauchte, war immer jemand da, der mir weiterhelfen konnte. Anders herum hielt und halte ich es ganz genauso, dass ich anderen helfe, wo ich kann.

In anderen Bereichen fehlte mir dieses Vertrauen komplett. Sei es bei meinen Partnerschaften oder dem Versuch, überhaupt dafür geeignete Kandidatinnen zu finden. Oder bei verschiedenen Gelegenheiten, die ich durch fehlendes Vertrauen und vorhandene Ängste verstreichen ließ, obwohl ich wusste, dass die jeweilige Gelegenheit einmalig war. Andererseits bin ich allein quer durch Deutschland gereist, habe meinen Lieblingsautor furchtlos in England interviewt (mit Unterstützung weiterer Fans). Außerdem habe ich mit meinem besten Freund 13 Tage mit dem Auto durch die entlegensten Gegenden Schottlands durchstreift, wo uns bei einem Unfall oder Missgeschick tagelang niemand hätte helfen können. Und das zu Zeiten, in denen es kaum Mobiltelefone oder gar Netzempfang gab.

Meine stärkste Waffe gegen meine Ängste, so hat sich herausgestellt, ist genau dieses Urvertrauen. Seitdem ich es als meine grundsätzliche Einstellung etabliert habe, es also ganz offen und alltäglich lebe, halten immer mehr tolle Situationen und Begebenheiten Einzug in mein Leben. Und selbst wenn es mal nicht so gut läuft mit der Gesundheit oder etwas anderem, bin ich zuversichtlich, dass alles vorüber geht und dass immer alles genau gut so ist, wie es eben gerade ist.

Durch mein Urvertrauen habe ich gelernt, meine Ängste als Herausforderungen und Wegweiser zu sehen und sie zu nutzen, noch mehr ich selbst zu werden und mich nicht mehr durch sie von etwas abhalten zu lassen.

Nun wissen wir also, was dieses Urvertrauen ist, aber wie kannst du es erlangen?

Das ist ganz einfach. Du fasst einfach Vertrauen in dich, die Welt und dass alles immer einen Sinn hat und immer zu deinem Wohl und dem Wohl aller Menschen geschieht. Du weißt (und spürst dies dann auch in dir) dass dir immer nur Dinge widerfahren, die dich in irgendeiner Weise unterstützen und zu deinem Erleben und deinen Erfahrungen beitragen. Du weißt, dass immer alles gut so ist, wie es ist.

Alternativ kannst du auch die Resilienzmethode nutzen, die vor allem Coaches und Trainer empfehlen. Hierbei machst du immer kleine Schritte und baust langsam dein Vertrauen in jeden einzelnen Punkt deines (Er-)Lebens auf. Dir gelingt etwas und du nimmst es achtsam wahr. Du begibst dich durch achtsame Wahrnehmung in den Alles-ist-gut-Modus und die Gedanken werden in diesem Kontext abgespeichert. Dein Verstand merkt sich, dass es gut verlaufen ist. Dann handelst du beim nächsten Mal zuversichtlicher. Gelingt dir das wieder und wieder, wird das Vertrauen gestärkt und du baust nach und nach Resilienzen auf. Dazu darf dir deine Handlung mindestens elf Mal gelingen, denn ein Fehler wird von unserem Verstand zehnmal intensiver gespeichert, als ein Erfolg. Oder du wertest es von selbst anders, also nimmst ein »nicht geglückt« mit derselben Wertigkeit, wie ein »gut gelungen« auf.

Eine dritte Methode geht davon aus, dass du schon so bewusst lebst, dass du deine Gedanken nicht mehr so ernst nimmst und bewusst mehr gute Gedanken denkst und bewusst mehr Gewicht auf Erfolge legst. Außerdem darfst du sehen und wissen, dass ein Fehler das Beste ist, was dir passieren kann, denn durch Fehler lernst du am schnellsten. Fehler sind deswegen sehr positiv und wertvoll.

Zudem darfst du erkennen, dass es keine Form des Scheiterns gibt. Scheitern würde bedeuten, dass du in irgendeiner Form versagt hast. Aber du hast lediglich dir selbst Fehler zugestanden und anderen zu einem von ihnen gewünschten Erlebnis verholfen. Vielleicht brauchten sie dein »Versagen«, um einen bestimmten Umstand im Leben zu begreifen. Vielleicht durftest du den Fehler begehen, damit sie sehen, dass auch andere Menschen Fehler machen. Oder vielleicht dürfen sie erleben, wie du mit einem Fehler umgehst. Die letzte und einfachste Möglichkeit: Du hast einen Fehler begangen, damit du selbst aus ihm lernst. Meistens ist es eine Mischung aus allen Möglichkeiten.

Oft ist mir begegnet, dass Menschen eine Beziehung, die auseinandergeht als gescheitert bezeichnen. Da war jemand nicht in der Lage sich mit dem anderen zu einigen oder ihn zu halten. Da hat sich wohl jemand nicht genügend Mühe gegeben, oder?

Auch in Beziehungen ist das Urvertrauen wichtig. Das Vertrauen in dich selbst und deine*n Partner*in in gleichem Maße sorgt für einen Umgang miteinander auf Augenhöhe. Das Vertrauen, dass die Beziehung genau so lange andauern wird, wie es euch beiden guttut und bis ihr alles miteinander erlebt habt, was ihr gemeinsam erleben wolltet, gibt dir auch eine gewisse Sicherheit und inneren Frieden. Vor allem hilft es euch beiden im Trennungsfall, falls ihr beide das Urvertrauen teilt. Beziehungen werden oft mit der Einstellung geführt, alles für den anderen tun und ihm immerzu gefallen zu müssen. Nur so kann man den*die Partner*in halten.

Viel besser passt, den anderen zu nehmen, wie er ist und zu leben, wie man selbst ist. Also einfach wieder mal alles im Sein lassen.

Nimmst du das Drama aus der Trennung, weil du siehst, dass euer beider gemeinsamer Weg in diesem Verhältnis zueinander einfach hier endet, ist es viel eher möglich die Beziehung umzugestalten. Ihr könnt Freund*innen bleiben und euch immer noch gegenseitig unterstützen. Eifersucht, Selbstbewusstsein, verletzter Stolz und ihre vielen Ängste hindern die meisten Menschen daran, dies zu tun.

Mit dem Gedanken daran, dass alles vergänglich ist und dem Vertrauen darin, dass alles genau so gut für dich ist, wie es gerade ist, fällt dir der Umgang mit Trennungen viel leichter.

Das Urvertrauen stärkt dein Bewusstsein für dich selbst und die Welt um dich herum. Es ermöglicht dir einen anderen Blick auf alles.

Dank meines Urvertrauens schwanden meine Ängste und trübten meine Wahrnehmung nicht weiter. Ich begann die wahren Mechanismen für meine Lebensgestaltung besser zu verstehen. Außerdem hat mein Verhältnis zu Tieren und Menschen sich von Grund auf verändert.