2 – 1 Hochsensibilität in Kurzform –  für Ungeduldige

Lesedauer: 3 Minuten

Hochsensibilität ist vor allem eines nicht – sie ist keine Krankheit! Sie kann und muss nicht geheilt werden und durch ignorieren verschwindet sie nicht.

Hochsensibilität betrifft das wichtigste System zur Interaktion mit unserer Umwelt: die Wahrnehmung. Formulieren wir negativ, so heißt es, dass bei normalsensiblen Menschen Hintergrundgeräusche, unwichtige Gerüche, gesehene Objekte in der Ferne oder die Berührung der Kleidung auf der Haut ausgefiltert werden, bevor die restlichen Daten an das Gehirn weitergeleitet werden. Bei Hochsensiblen wird weniger ausgefiltert oder positiv formuliert: Sie nehmen mehr Details wahr. Ihr Gehirn empfängt je nach betroffenen Sinnen das doppelte bis dreifache an Reizen, wie ein normalsensibles Gehirn. 

Die Vorteile der Hochsensibilität liegen klar auf der Hand. Es hört sich nach Superkräften an, wenn man mehr sieht, hört, fühlt, riecht, schmeckt. Zudem arbeitet das Gehirn hochsensibler Personen (HSP) anders. Sie erkennen Zusammenhänge und Verbindungen durch das mehr an Daten, die bei ihnen eintreffen, und dienen als Vorwarnsystem. Die meisten Künstler sind hochsensibel und ebenso viele Wissenschaftler. 

Die Nachteile werden seltener deutlich wahrgenommen. Hochsensible ermüden schneller, sind schneller überreizt und erschöpft. Irgendwann geht gar nichts mehr und während ihre normalsensiblen Freunde noch tanzen gehen, zieht es sie auf die Couch und sie sehnen sich nach Ruhe, damit ihr Gehirn alles verarbeiten kann, was sie aufgenommen haben.

Nicht alle Punkte der nachfolgenden Erklärung treffen auf alle Hochsensiblen zu. Je nachdem, welche Sinne wie stark betroffen sind, variieren die Effekte. Zusammengefasst sieht es so aus:

Hochsensible Personen sehen mehr, sie nehmen in fremder Umgebung viel kleine Details wahr, merken sich die Position von Gegenständen und fertigen im Kopf eine Karte des neuen Ortes an.

Sie hören in Cafés, Kneipen und Restaurants oder beim Einkaufen alle möglichen Gespräche gleichzeitig zu dem Gespräch, das sie selbst führen. Manche hören immer wieder Fetzen oder schneiden knapp an der Schwelle zum Unterbewussten ganze Gespräche mit.

Sie riechen immer wieder Düfte, die andere nicht wahrnehmen oder können die Zusammensetzung von Geruchsmischungen erkennen. Abwehrreaktionen auf unangenehme Gerüche fallen stärker aus, genauso werden Hochsensible von bestimmten Düften wie magisch angezogen und können sich dagegen kaum wehren.

Taschenbuch und E-Book

findest du hier.

Ähnlich wie beim Riechen ist der Geschmackssinn entweder differenzierter und schmeckt einzelne Zutaten aus Gerichten oder Getränken heraus oder sie sind bestimmten Gewürzen oder Zutaten gegenüber sehr empfindsam und reagieren stärker auf sie.

Das Gespür, also die Reaktionen der Haut auf Berührung oder die Reize, die beim Berühren mit den Händen entstehen, sind stärker. Das bedeutet, dass Schuhe eher drücken, Kleidung eher scheuert oder kratzt, dass stärkere Berührungen als unangenehm wahrgenommen werden. Der Tastsinn reagiert schon bei geringsten Berührungen, so dass Oberflächen oder Formen schneller und besser erkannt werden. Das kann dazu führen, dass Hochsensible sehr gerne Dinge berühren, streicheln oder selbst gestreichelt werden. 

Manche Definitionen ziehen die Empathiefähigkeit mit in die Hochsensibilität. Sehr viele Hochsensible können Gefühle und Gemütszustände der Anwesenden in einem Raum ohne Mühe in Sekundenschnelle feststellen. 

 Sie können sagen, wie sich jede einzelne Person fühlt, findet in Gesprächen schnell heraus, was sie belastet und entlockt selbst Fremden die ganze Lebensgeschichte. 

Hochsensible sind oft gute Zuhörer, da die meisten Hochsensiblen über eine eher introvertierte Art verfügen. Das schafft Vertrauen und so erzählen andere Menschen ihnen gerne selbst privateste Geschichten.

Einem Hochsensiblen fällt es leicht, sich in andere hineinzuversetzen, allerdings verstehen sie viele Handlungen der Menschen nicht, wenn sie für sie offensichtlich in die verkehrte Richtung zielen und sie voraussehen, was geschehen wird.

Ihnen fällt es schwer, bei sich zu bleiben. Sie stehen träumerisch herum und beobachten andere Menschen oder Tiere, versinken ganz in ihnen und vergessen dabei ihre eigenen Bedürfnisse und Erfordernisse zu beachten. Es fällt ihnen schwerer, die alltäglichen Dinge zu meistern, wie Hausarbeiten erledigen, Ordnung halten, Körperpflege und dem Nachkommen diverser Pflichten.

ufgrund all dieser Faktoren benötigen sie regelmäßige Auszeiten, die Normalsensible nicht brauchen. Ihr Gehirn teilt ihnen mit, dass es nichts mehr aufnehmen kann und erst alles verarbeiten muss. Dies zeigt sich häufig in einem Überreizungszustand, der sich in Müdigkeit, Erschöpfung, Nervosität und sogar Wut äußert.